Name: 20. Etappe MV
Gesamtstrecke: 15.90 km (9.9 Meile/n)
Gesamtzeit: 7:55:15
Zeit in Bewegung: 5:29:03
Durchschnittliche Geschwindigkeit in Bewegung: 2.90 km/h (1.8 Meile/h)
Maximale Geschwindigkeit: 6.66 km/h (4.1 Meile/h)
Maximale Höhe: 2321 m (7613 Fuß)
Minimale Höhe: 1459 m (4786 Fuß)
Höhenunterschied: 2924 m (9592 Fuß)
Maximales Gefälle: 28 %
Minimales Gefälle: -21 %
Aufgezeichnet: 23.8.2014 07:33

Übernachtung: Tissihütte, € 20.00 inkl. Frühstück (nur trockenes Weissbrot, Butter, Konfitüre und wässrigen Kaffee)
Befinden am Morgen: Bin gespannt auf eine interessante Etappe.
Caches unterwegs: 0 (erübrigte sich an diesem Tag definitiv)

Um 6:00 Uhr war an diesem Morgen Tagwache. Nachdem ich angezogen war, ging es nach draussen, um das wunderschöne Lichtspiel der „aufgehenden“ Sonne hinter den Bergen und Wolken zu bestaunen.
In der Hütte war es relativ kalt, wie auch am Abend zuvor. Es hätte zwar einen Ofen zum Einfeuern gehabt, aber das war von der Hüttencrew wohl nie vorgesehen. So kam auch zu keiner Zeit eine angenehme Gemütlichkeit auf.
Nach dem spartanischen Frühstück machte ich mich auf den Weg zum Passo Duran. Der aufmerksame Leser hat mit Sicherheit die Anführungszeichen beim Wort „aufgehenden“ bemerkt. Ich war nämlich kaum 30 Minuten unterwegs, als es zu regnen begann und bis zum Zielort auch nicht mehr aufhörte. Wo kommt denn all dieses Wasser her?
Kurz bevor ich nach knapp zwei Stunden das Rifugio Vazzoler erreichte, wo ich mich mit einem Latte Macciato stärkte, wähnte ich mich in Schottland. Neben dem Regen waren nämlich einige schottische Hochlandrinder auszumachen.
Das im Bruckmann „Traumpfad München-Venedig“ [Seite 127] beschriebene Empfinden: „Heiss brennt die Sonne auf unserem steinigen, von Latschen gesäumten Pfad. Der würzige Duft der Latschenkiefern kombiniert mit den herrschenden Temperaturen lässt unweigerlich die Assotiation an einen Saunagang aufkommen.“ war zu jenem Zeitpunkt sehr unwirklich – ja, eher eine echte Utopie.
Bei der Querung unterhalb der gewaltigen Moiazza-Wänden, auf dem Weg zum Sella del Camp, hörte ich plötzlich ein lautes Grollen. Ein Blick nach oben bestätigte leider meine schlimmste Befürchtung. Direkt über mir haben sich einige grössere Felsbrocken gelöst und donnerten herunter. Ich hechtete sofort ein paar Meter weiter unter den nächsten grösseren Felsbrocken. Dort harrte ich der Geräusche von herunterrollenden und einschlagenden Steinen. Tatsächlich sah ich keine drei Meter unter mir ein paar Steine auftreffen.
Als es nach einigen Sekunden wieder ruhig war, raffte ich mich auf und machte mit Hilfe des erhaltenen Adrenalinschubes die restliche Querung und Steigung zum Sella del Camp mit mindestens der doppelten Geschwindigkeit.
Das war nun bereits der zweite Steinschlag, welchen ich hautnah miterleben musste. Die Dolomiten – so schön sie auch sein mögen – sind effektiv an vielen Stellen ein gefährliches Gebiet. Das anhaltend immer wieder schlechte Wetter tut das Übrige dazu.
Der restliche Weg zum Passo Duran war wegen der Nässe mit viel Matsch, rutschigen Wegen und Bächen gekennzeichnet. Für die letzten 10 Minuten zu meiner Unterkunft benötigte ich im immer noch strömenden Regen mindestens 30 Minuten. Der Weg war eher ein roter Bach und eine einzige Rutschpartie. Ich schaffte es jedoch ohne Absitzer ins Rifugio San Sebastiano beim Passo Duran.
Die durchnässten Kleider und Schuhe konnten dort direkt um das offene Feuer aufgehängt bzw. aufgestellt und getrocknet werden. Das klappte auch ganz ordentlich. Am nächsten Morgen war bis auf die Schuhe und Socken alles trocken. Die Schuhe und Socken fühlten sich noch etwas feucht an. Das war jedoch nicht weiter schlimm, nachdem diese dann angezogen waren.
Es war ein sehr ereignisreicher Tag und die Folgenden können eigentlich nur besser werden.

Nachtrag: Im Rifugio San Sebastiano mietete ich für € 25.00 ein Klettersteigset mit Helm, welches für die übernächste Etappe, bei der Überschreitung der Schiara, benötigt wird. Es war ein Set mit Brustsicherung, welches bei gleichzeitigem Tragen eines schwereren Rucksacks von Vorteil ist.
Bei der Anprobe und Einstellungserklärung war die Unterstützung der Hüttenwirts Beniamino sehr hilfreich.

Meine Top-4-Bilder des Tages:

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Von hoepsi